Der Fundplatz „Im Römerlager“ in Porta Westfalica-Barkhausen
Die Entdeckung
Der Fundplatz „Im Römerlager“ wurde am 8. Juli 2008 durch lizenzierte Sondengänger während der Untersuchungen des Bodenaushubs, der bei der Erschließung des Baugebietes „Auf der Lake“ anfiel, zufällig entdeckt. Der Fund einer römischen Aucissafibel (Gewandschließe der römischen Legionäre) und römischer Bronzemünzen veranlasste die Entdecker zu einer sofortigen Meldung an die Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen, die kurzfristig mit einer Rettungsgrabung begann
Vassili Efstratiadis, einer der lizensierten Sondengänger, mit denen am 08. Juli 2008 alles anfing. Erst seitdem die Funde der Sondengänger bekannt wurden, begann die systematische Untersuchung des Areals. Auch noch heute unterstützen lizensierte und ehrenamtliche Sondengänger die Archäologie im Mühlenkreis.
Vassili Efstratiadis ist heute öffentlich bestellter Bodendenkmalpfleger im Kreis Schaumburg und Ehrenmitglied der GeFBdML e.V.
Foto: Förderverein Römerlager Barkhausen
Ein Übersichtsfoto über die Grabungsfläche Richtung Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
Foto: R. Reimann/privat
Die Lage
Die Fundstelle lag seinerzeit inmitten eines Wohnviertels auf einer flachen Geländeterrasse etwa 50 m ü. NN und war die einzige größere, nicht bebaute Fläche im Ort. Bereits 1950 wurde in einer Entfernung von etwa 150 Meter an der „Alten Poststraße“ bei Erdarbeiten eine römische Goldmünze aus augusteischer Zeit entdeckt. Diese Münze gilt heute als verschollen. Der heutige Lauf der Weser liegt etwa 500 Meter östlich von der Fundstelle, wo die Weser das Weserbergland verlässt und in Richtung Norden in die Norddeutsche Tiefebene einfließt. Dieser Durchbruch durch das Weser- und das Wiehengebirge bildet die Porta Westfalica. Durch das Tor nach Westfalen führten damals seit vorgeschichtlicher Zeit stark frequentierte Verkehrs- und Handelswege.
Das Gelände ist heute nahezu vollständig überbaut.
Die Ausgrabungen
Die Grabungen auf einer Fläche von 30.000 m², geleitet von den LWL-Archäologen Dr. Werner Best und Hannelore Kröger, dauerten bis in das Jahr 2011 und führten zu mehr als 800 Befunden sowie einer großen Anzahl an Fundstücken, deren Datierung sich über das Neolithikum (Jungsteinzeit) bis zur jüngsten Zeitgeschichte erstreckt.
Die wissenschaftliche Auswertung der Grabungsergebnisse dauert bis heute an.
Ein Grabungsschnitt wird mittels Schaufelbagger angelegt.
Am Kopfende des Schnitts befindet sich ein Tachymeter zur Vermessung.
Foto: R. Reimann/privat
Dieses Schild ist, wie der Förderverein selbst, inzwischen Geschichte. 2022 wurde es durch ein neues Hinweisschild ersetzt.
Foto: R. Müller/Ortsheimatpfleger Barkhausen
Der „Förderverein Römerlager Barkhausen e. V.“
Kurz nach Bekanntwerden der Bedeutung des Fundplatzes, der unumgänglichen Ausgrabung und den damit verbundenen Kosten gründete sich der „Förderverein Römerlager Barkhausen e. V.“, der als gemeinnütziger Träger die Kosten der Ausgrabung mitfinanzierte.
Gegründet wurde der Verein auf Bestreben des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe und der Stadt Porta Westfalica. Vorsitzender wurde der damalige Bürgermeister der Stadt Porta Westfalica Stephan Böhme. Der Verein bezahlte die Personal- und Sachkosten der Grabung, soweit sie nicht von der öffentlichen Hand getragen wurden. Die beiden Investoren der Baumaßnahmen, finanzierten mit mindestens 150.000 Euro den Verein, welcher darüber hinaus weitere Finanzmittel in Form von Spenden generierte.
2015 beschäftigte dieses „Kopplungsgeschäft“ das Verwaltungsgericht in Minden. Geklagt hatten die beiden Investoren. Das Gericht befand die Kopplung für zulässig.
2020 wurde der Förderverein aufgelöst.
Das Fund- und Befundspektrum
Im Rahmen der Ausgrabungen konnten Funde und Befunde aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit) bis in die jüngste Zeitgeschichte geborgen beziehungsweise dokumentiert werden. Dazu gehören unter anderem ein ungewöhnlich dicht belegter bronze- und eisenzeitlicher Brandgräberfriedhof, Feldbacköfen, römische Zeltheringe und weitere Einzelfunde eines römischen Marschlagers aus augusteischer Zeit, ein Langsax (Schwert) aus der Zeit von Karl des Großen, ein Körpergräberfeld aus dem Frühmittelalter, eine Fibel aus dem 9. Jahrhundert sowie ein Lager von Landsknechten aus dem Dreißigjährigen Krieg.
Einer der zahlreichen römischen Münzfunde im Römerlager.
Foto: R. Reimann/privat